W3 1200 Jahre und älter – Die Geschichte des Hellwegs

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„Der Hellweg ist eine uralte Handelsroute. Schon in der jüngeren Steinzeit fand über ihn, wie die Vorgeschichtsschreibung nachgewiesen hat, ein Güteraustausch statt, der z.B. die Verbreitung eines in Flandern geförderten Feuersteins nachhaltig unterstützt. Dabei war die „Uhrstraße“ keineswegs planmäßig angelegt, sondern folgte lediglich den Kraftlinien des Verkehrs.

Oftmals wurde angenommen, dass der Hellweg den Römern als wichtige Militärstraße für die Vorstöße in den germanischen Kernraum diente. Er tritt jedoch in den ausführlichen Berichten über die Römerkriege nicht hervor und man vermutet, dass der Hellweg in friedlichen Zeiten auch den Römern als Handelsweg diente.

Für die Existenz des Hellwegs in vorkarolingischer Zeit sprechen die reichen Münz- und Grabfunde in den Hellwegstädten Dortmund und Soest. Demnach waren diese beiden Orte schon vor der Zeit Karls des Großen bedeutende politische und wirtschaftliche Zentren, denen entsprechende Straßenverbindungen wie der Hellweg nicht gefehlt haben können.“ (Rickling, S 954)

„Eine weit größere Geltung erhielt der Hellweg unter Karl dem Großen, der durch einen mehr als dreißigjährigen Krieg in den Jahren nach 772 die Eingliederung Sachsens in das Fränkische Reich erzwang. Die Infrastruktur des Hellwegraumes und seine Bedeutung wurde unter Karl in erster Linie von strategischen und militärischen Notwendigkeiten geprägt. Man vermutet sogar, dass die Existenz des Hellwegs eine der Voraussetzungen für die gesamte karolingische Organisation darstellte. Der Hellweg bildete die kürzeste Verbindung zwischen dem Niederrhein und Paderborn, dem bedeutungsvollsten Stützpunkt der Franken im Sachsenland, und wurde zur wichtigsten Nachschublinie. Da die fränkischen Truppenverbände aus mittelschweren bis schweren Reiterheeren und einem großen, wenig beweglichen Verpflegungs- und Belagerungstross bestanden, wurde es notwendig, für eine gesicherte Marchroute zu sorgen.“ (Rickling, S 954/955)

Karl der Große ließ um 770 n.Chr. zwischen Duisburg und Paderborn in regelmäßigen Abständen von 14 – 18 km Burgen und Königshöfe anlegen. Sie dienten der Sicherung seiner Feldzüge gegen die Sachsen. Aus diesen Königshöfen entwickelten sich die Hellwegstädte.

Eine besondere Blütezeit erlebte der Hellweg in den 150 Jahren zwischen 919 und 1070 mit dem Aufstieg der luisolfingischen Sachsenherzöge zu deutschen Königen. Sie pendelten häufig zwischen ihren Herrschaftsgebieten am Rhein und am Harz, benutzten daher den Hellweg als Reiseroute und machten ihn so zur via regia, zur Königsstraße.

„Einen erneuten Aufschwung erfuhr der Hellweg im 12. Und 13. Jahrhundert mit der Entfaltung des westfälischen Städtewesens. Neben den zahlreichen bereits genannten Königshöfen wird die einzigartige Bedeutsamkeit dieses Verkehrsstranges durch die Tatsache unterstrichen, dass von den acht Orten, die vor 1180 zwischen Niederrhein und Weser zur Stadt erhoben wurden, fünf an ihm gelegen sind: Duisburg, Essen, Dortmund, Soest, Paderborn und Höxter. Die übrigen waren die Bischofstädte Münster, Osnabrück und Minden. (Rickling, S. 956)

Für das mächtige Städtebündnis der Hanse war der Hellweg zu dieser Zeit einer der wichtigsten Landverbindungen und auch als Pilgerweg von großer Bedeutung.

„Mit den technischen Innovationen in Schiffbau und Navigation sowie Verlagerung des Handels an die deutsche Nordseeküste und nach Holland verlor der Hellweg seinen Anteil am nordeuropäischen Verkehr. Schließlich brachte die Pest, die kurz vor 1350 das Land durchzog, und später dann der Niedergang der Hanse den Verkehr nahezu zum Stillstand und ließen den Hellweg veröden. Seit dem 16. Jahrhundert war es nur noch eine Landstraße unter vielen anderen.“ (Rickling, S 956)

Als um 1820 parallel zum Hellweg eine befestigte Kunststraße gebaut wurde, fiel die alte Handelsstraße in vielen Abschnitten in die Bedeutungslosigkeit eines Feldweges herab. Vielleicht gewinnen ja einige Strecken als populärer Radfernwanderweg neue Bedeutung. An einigen Stellen wurde er allerdings völlig unter den Pflug genommen.

Am 8.7.1975 wurde die Chaussee, heute B1, durch einen weiteren Straßenzug, die Autobahn 44 (Ruhrgebiet – Kassel) entlastet. Dies zeigt, wie zentral dieses Gebiet über die Jahrtausende als Durchgangsland war und heute noch ist.